domenica 25 gennaio 2009

Links und Rechts - die Suche nach dem Unterschied

Rechtsextreme, die sich "autonome Nationalisten" nennen; Neofaschisten, die Wohnungen für alle fordern und rechtspopulistische Parteien, welche mit Che Guevara auftreten: Die Rechten entdecken immer mehr "typisch linke" Themen für sich.
Die Liste dieser Aufzählung ließe sich noch beliebig lang fortsetzen. Besonders verstörend wirkt hierbei die rechtsextreme Bewegung CasaPound, welche eine starke Vermischung traditioneller Inhalte und Symbole betreibt. Ist es somit an der Zeit, das althergebrachte Rechts-Links-Schema aufzugeben - insbesondere nach dem Niedergang des Sowjetkommunismus und der "Entideologisierung" der letzten Jahrzehnte?

Was ist "links", was "rechts"?
Während viele dem heutigen Trend folgen und die beiden Begriffe zu Grabe tragen wollen, sind andere - vor allem diejenigen, die sich selbst als "links" definieren - auf der Suche nach dem Kriterium, anhand dessen sich eine rechte Position von einer linken unterscheiden lassen würde. Im Alltag erscheint das Problem wesentlich unwichtiger: In der Regel "weiß man einfach", was gemeint ist. Verständlicherweise reicht das vielen nicht - es geht ja auch um Selbstverständnis und Identität - und sie suchen nach wissenschaftlich fundierten Antworten. Einer davon ist der mittlerweile verstorbene italienische Philosoph Norberto Bobbio.

Inhaltlich variabel
In seinem Büchlein "Rechts und Links. Gründe und Bedeutung einer politischen Unterscheidung" geht er genau dieser Frage nach. Gängige Definitionen, wie etwa, dass "links" bedeute, sich (im Zweifel) auf die Seite der Schwachen zu stellen oder fortschrittlich eingestellt zu sein, sieht er als nicht zufriedenstellend an. Und er stellt zuallererst fest, dass Inhalte und Themen traditionell von einer Richtung besetzt sein können, dies aber keine substanzielle Zuschreibung ist. Denn was "links" und was "rechts" ist, verändert sich - inhaltlich - je nach Zeit und Örtlichkeit.

Methodische Vielfalt
Bobbio sucht nach dem grundlegenden Kriterium. Die Unterschiede beispielsweise von reformistischer Linken (Mitte-Links) und radikaler Linken sieht er als methodische; die Ziele mögen variieren, aber vor allem unterscheiden sie sich in der Art und Weise, wie sie die Ziele erreichen wollen. Das grundlegende Kriterium soll aber jenes sein, welches sowohl den radikalen als auch der moderaten Linken (und natürlich auf der rechten Seite dasselbe) inhärent ist.

Gleichheit als Antwort
Bobbio kommt zum Schluss, dass das relevante Unterscheidungsmerkmal zwischen der Rechten und der Linken die unterschiedliche Haltung hinsichtlich des Gleichheitsideals ist: Während die Linke grundsätzlich egalitaristisch ist und eher die Gleichheit (der Menschen) betont, ist die Rechte nicht-egalitaristisch eingestellt und legt mehr Wert darauf, die Ungleichheit (der Menschen) zu betonen. Bobbio liegt es sehr am Herzen, dies als Feststellung gesehen zu wissen und keine Wertung damit zu verbinden.

Die vier Kategorien
Zudem ist Bobbio der Ansicht, dass zur Unterscheidung von gemäßigt und extrem auf beiden Seiten die Haltung zum Freiheitsideal ausschlaggebend ist. Daraus ergeben sich vier grobe Kategorien: Egalitäre und gleichzeitig autoritäre Bewegungen in der extremen Linken, egalitäre und liberale Bewegungen in der moderaten Linken, nicht-egalitäre und liberale Bewegungen in der moderaten Rechten und nicht-egalitär und autoritäre Bewegunen in der extremen Rechten. Gleichzeitig gibt es natürlich unzählige Bewegungen, die in keine dieser Kategorien passen.

Es wurde hier versucht, in sehr verknappter Form die Position von Norberto Bobbio zu diesem wichtigen Thema darzulegen. Es empfielt sich sehr, das ganze Buch - das im Buchhandel rund 10 Euro kostet - zu lesen.

Norberto Bobbio: Rechts und Links; Wagenbach 2006

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