lunedì 9 marzo 2009

Südtirols verdrängte Vergangenheit

Auf dem Blog von Markus Lobis sind einige interessante Artikel zum Thema Südtirol, Nationalsozialismus und Aufarbeitung erschienen, die hier wiedergegeben oder verlinkt werden sollen.

1. Gastkommentar von Martha Ebner zur Rolle der SüdtirolerInnen im Nazi-Regime
Verzeihen ja, vergessen nie!

In ihrem Leserbrief vom 21./22. Februar schreibt Frieda Schenk aus Lajen, bei den Optanten habe es nur Opfer und keine Täter gegeben. Diese Behauptung darf nicht unwidersprochen bleiben.
Ich habe als Leidtragende diese Zeit erlebt. Es gab nicht nur Opfer, sondern auch viele Südtiroler Täter. Die in Südtirol lebenden Juden wurden mit tatkräftiger Hilfe der Südtiroler Nazis von Bozen in die Vernichtungslager gebracht; diese Tatsache ist z. B. in Auschwitz auf einer Tafel festgehalten.
Ebenso wurden viele Südtiroler Regimegegner mit Hilfe ihrer Landsleute in Konzentrationslagern interniert: "Dolomiten"-Chefredakteur Rudolf Posch, Dr. Friedl Volgger, Franz Thaler, um nur einige stellvertretend zu nennen. Josef Mayr-Nusser starb auf dem Weg ins Konzentrationslager, weil er den Eid auf Hitler verweigerte. Hochwürden Josef Ferrari, Dr. Josef Raffeiner und andere wurden des Landes verwiesen.
Kanonikus Michael Gammper, der vehement gegen Faschismus und Nationalsozialismus gekämpft hatte, konnte den Südtiroler Häschern in letzter Minute entfliehen und musste im Exil viele Entbehrungen erleiden.
Die Liste der Schikanen der Südtiroler Nazis, denen die Dableiber ausgesetzt waren, ließe sich lange fortsetzen. Die Ausgrenzung der Dableiber war die mildeste Strafe. Dass sich 85 Prozent der Südtiroler für Deutschland entschieden haben, ist zum großen Teil der Propaganda der gut organisierten und vom Dritten Reich finanzierten Südtiroler Nazis zuzuschreiben.
1945, als der Krieg vorbei war, wurde von Dableibern die SVP gegründet. Dr. Fritz Führer (unter den Nazis Bürgermeister von Bozen) war der einzige Optant unter den Gründungsmitgliedern. Den Dableibern ist es zu verdanken, dass sie anstatt Rache zu nehmen, den Weg der Zusammenarbeit gewählt haben, damit das Land nach dem Terrorregime der Nazis wieder aufgebaut werden konnte. Kanonikus Michael Gamper und seine Mitstreiter riefen zur Vergebung auf und im Interesse Südtirols wurden keine Vergeltungsmaßnahmen ergriffen. Das war damals gut so. Wenn man heute aber mit Aussagen konfrontiert wird, dass es nur Opfer gegeben habe, ist es notwendig - schon im Interesse unserer Jugend - an die Tatsachen dieser schrecklichen Zeit zu erinnern: es darf niemals vergessen werden, dass es in Südtirol nicht nur Opfer gab, sondern auch viele Nazitäter.

*Martha Ebner ist die Nichte von Kanonikus Michael Gamper. In der Optionszeit arbeitete sie gegen die Nazipropaganda und für das Bleiben im Lande. Heute setzt sie sich für Frauen im sozialen und politischen Bereich ein und ist Schriftleiterin der Zeitschrift "Die Südtiroler Frau ".

Zum Blog-Artikel

2. Mateo Taibon zum Thema Judenverfolgung in Südtirol
Vergessen und verdrängt: Das jüdische Südtirol

Es ist jedes Jahr das gleiche, beschämende Theater. Kein politischer Exponent des Landes will für die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors eine offizielle Entschuldigung, keiner ein Wort des Bedauerns aussprechen, keiner auch nur stumm an einer Gedenkveranstaltung teilnehmen. Seit 60 Jahren verdrängt Südtirol seine Mittäterschaft am Holocaust.
Die Südtiroler hatten 1943 die Truppen der deutschen Wehrmacht überschwänglich begrüßt; gewöhnlich wird dies damit begründet, dass die Südtiroler nach 20 Jahren Unterdrückung durch den italienischen Faschismus die Befreiung gekommen sahen. Eine zu kurze und zu einfache Erklärung, die generelle Gutgläubigkeit voraussetzt und den Umstand übergeht, dass der Nationalsozialismus in Südtirol eifrige Anhänger fand.
Nach dem Einmarsch begann der Leidensweg für die jüdische Gemeinde in Meran, aber auch für Sinti und Roma, Wehrdienstverweigerer und Dissidenten. Der Südtiroler Ordnungsdienst SOD und der SS-Sicherheitsdienst verhafteten Juden, die im KZ von Auschwitz ermordet wurden. Die Wohnungen der Juden wurden von den Nachbarn geplündert, jüdisches Eigentum wurde "arisiert".

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7 commenti:

  1. Mein großes Lob an die Autoren, die versuchen die Geschichte nicht vergessen zu machen! Solche Stimmen werden in einer Zeit in der die Rechten in eine bestimme Richtung arbeiten immer wichtiger! Man siehe z.b.:

    http://www.sezession.de/2101/schuldstolz-zum-zweiten.html

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  2. Ganz ehrlich? Ich finde es sehr schlimm und verachtenswert was damals in Europa geschehen ist, fühle mich aber nicht schuldig für Dinge die ich nicht getan habe. Diese "Schuldkultur" wird uns hier in Südtirol doch nur versucht einzutrichtern um uns in eine Rolle zu drängen in der wir keine Forderungen mehr stellen können z.B. Autonomie, Selbstbestimmung, Toponomastik etc.

    Niemand bestreitet, dass es in Süd-Tirol auch Nazis gab, der Großteil der Bevölkerung war aber Opfer der Nationalsozialistischen Politik. Viele haben natürlich nicht verstanden, dass Hitler und die Nazis nichts gutes im Sinn hatten aber nach Jahre der Unterdrückung hoffte man auf eine Besserung, diese wurde fälschlicherweise in Hitler gesehen. Das war aber in vielen Orten Europas so, es lag an der fehlenden Information und am "Zeitgeist" dieser Epoche.

    Aber, die Schuldigen an diesen schlimmen Dingen sind nicht "die Deutschen" sondern die Nazis und ihre Kameraden überall auf der Welt. Ob das deutsche, ungarische, kroatische, arabische, italienische o.ä. Schlächter waren macht für mich keinen Unterschied. Nicht alle Deutschen waren Nazis - mein Großvater musste für die Wehrmacht kämpfen aber er war sicher kein Nazi!

    Antifaschismus gehört ins hier und jetzt und nicht in die Vergangenheit! Man muss den Faschismus dort bekämpfen wo er heute auftritt, nicht dort wo er vor 60 Jahren war. Wer heute noch ein Nazi ist der ist verachtenswert und dumm. Wenn aber einige Extremisten wie Taibon immer wieder versuchen jeden Rechts von den Grünen als Nazi darzustellen und eine Schuldkultur aufzubauen, dann tut er damit nur den Neonazis einen Gefallen.

    Man stand damals vor der Wahl, entweder man kämpft für die Nazis oder man wird erschossen bzw. ins KZ gesteckt. Bevor man selbst vor dieser konkreten Entscheidung steht soll man aber bitte nicht über die Leute urteilen die vor diese gestellt wurden. Es ist leicht zu Hause vordem Computer davon zu träumen wie man ehrenhaft Befehle verweigert, die Realität sieht anders aus.

    Die Sezession ist übrigends keine rechtsextreme Zeitschrift sondern Rechtskonservativ. Die Leserschaft besteht fast nur aus Akademikern, also sicherlich nicht aus hohlen Nazis. Bei den Nazis von der NPD z.B. ist die Sezession verhasst!

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  3. @sosigis

    es seits schun hetzig, schusch ollm di erstn wos "stolz af südtirol" und seine historischen taten und leistungen sein, ober wenns um sell geat verleugnesch deine ahnen jo gonz schnell.

    logisch bisch du net schuld drun, ober wenn du südtirol als gonzes betrochtesch nor muasch dor holt ingestian dass des a toal dorvun isch.

    ober do stimm i dor schun zua, es war folsch iaz do vun schuldgefühle und schuld ecc. ummerzuflennen sondern es geat drum di faschos/nazis/nationalisten, di überwochung und di soziale ungleichheit zu bekämpfen.

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  4. "Stolz auf Südtirol" das ist die SVP nicht wir. Wir sind die mit "Süd-Tirol ist nicht Italien" :-).

    Ich liebe mein Land, mit seinen guten und seinen schlechten Seiten, ich bewundere die Freiheitskämpfer von 1809 genau wie die Bauernaufständler von 1525 die liberalen Revolutionisten von 1848, den Andreas-Hofer-Bund der sich gegen die Nazis und gegen die Option stellte (und die meisten dafür ins KZ wanderten) und die Freiheitskämpfer der 60er Jahre! All diese Menschen haben unser Land geprägt, genau wie jeder der etwas für die Menschen im Land getan hat, die vielen vergessenen und unbekannten Frauen die trotz eigener Entbehrungen die Kinder durchbrachten genauso wie viele andere Menschen die unsere Demokratie und unseren Wohlstand von heute möglich gemacht haben.

    Ich verleugne meine Ahnen sicher nicht, aber es geht darum, dass es in Südtirol mehr Opfer als Täter gab. Wir sind keine "Tätergesellschaft" wie es teils von einigen suggeriert wird, an der Option haben alle Südtiroler gelitten, Familien wurden gespalten etc. Ich weiß nicht wofür ich gestimmt hätte...

    Ganz Europa war Opfer der nationalsozialistischen Ideologie! Jetzt im Nachhinein die Nachkommen in Opfer und Täter einzuteilen finde ich krank. Halb Europa wurde durch einen sinnlosen Krieg verwüstet und Millionen Menschen starben!

    Südtirol war nie Teil Reichsdeutschlands, 1943-45 gehörten wir nämlich zur Republik von Salò, wir waren also die ganze Zeit über von Italien besetzt! In ganz Europa wurden Juden verfolgt, immer auch von lokalen Kollaborateuren der Nazis. Auch in Südtirol, aber deshalb ist nicht "Südtirol" schuld, sondern die Leute die das getan haben.

    Eine Täterkultur zu schaffen bringt genauso wenig wie eine Opferkultur, ich bin auch dagegen wenn wir uns dauernd als Opfer der Geschichte darstellen. Wir müssen jetzt alles tun um die Zukunft zu verbessern nicht in die Vergangenheit schauen sondern nach vorn!

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  5. sosigis wird den deutschen Nationalismus immer wegreden oder schönreden oder kleinreden, und selbst wenn, war es ja nicht böse Absicht, bös sind ja immer nur die Walschen.

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  6. "Südtirol war nie Teil Reichsdeutschlands, 1943-45 gehörten wir nämlich zur Republik von Salò, wir waren also die ganze Zeit über von Italien besetzt!"

    das ist Leugnung.

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  7. die Nazi-Zeit wird einfach ausgeblendet.

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